Frauen

    »Weil wir es wert sind«

    »Weil wir es wert sind«

    Mehr verdienen, weniger arbeiten, Privatleben und Beruf unter einen Hut bringen: Frauen machen sich mit ver.di für ihre Interessen stark. Sie sind überzeugt, dass nur sie selber Veränderungen erwirken können. Stimmen von Teilnehmerinnen der Bundesfachbereichskonferenz der Frauen in Berlin.

    Sabine Seyfert-Hellwig

    Sabine Seyfert-Hellwig, Physiotherapeutin shift/studio für ver.di Sabine Seyfert-Hellwig, Physiotherapeutin

    „Warum ich bei den Frauen im Fachbereich aktiv bin, lässt sich mit einem Wort zusammenfassen: Gerechtigkeit! Ich möchte, dass alle Menschen ihr Leben so gestalten können, wie sie möchten– ohne dafür komisch angeguckt zu werden. Das gilt für Frauen wie Männer. Mein Ziel ist wirkliche Gleichstellung. Davon sind wir noch weit entfernt. Ich habe meine Bachelorarbeit über den Gender-Pay-Gap in der Physiotherapie geschrieben und weiß aus eigener Erfahrung, wovon ich spreche. Ein Auszubildender aus der Chemiebranche verdient mehr als ich mit zehn Jahren Berufserfahrung. Wir dürfen uns nicht länger unter Wert verkaufen. Die Aufwertung der Sozial- und Gesundheitsberufe ist überfällig. Weil wir es wert sind.“

    Sabine Seyfert-Hellwig, Physiotherapeutin

    Pauline Kracht

    Pauline Kracht, Studentin und Referentin in der Weiterbildung shift/studio für ver.di Pauline Kracht, Studentin und Referentin in der Weiterbildung

    „Ich bin mir bewusst, dass ich als junge Frau heute viele Dinge nur deshalb tun kann, weil sie von anderen Frauen vor mir erkämpft wurden. Deshalb ist für mich selbstverständlich, dieses Engagement fortzuführen. Denn wirklich gleichgestellt sind wir noch lange nicht. Die Weiterbildungsbranche ist von prekären Beschäftigungsverhältnissen geprägt. Deshalb ist es vielen Frauen unmöglich, diesen Job zu machen. Wenn sie sich im Notfall nicht auf ihren Partner oder ihre Partnerin verlassen möchte, kann sie nicht freiberuflich in der Weiterbildung arbeiten. Das ist bitter.“

    Pauline Kracht, Studentin und Referentin in der Weiterbildung

    Syndia Paul-Beer

    Syndia Paul-Beer, Medizinisch-Technische Assistentin shift/studio für ver.di Syndia Paul-Beer, Medizinisch-Technische Assistentin

    „Wir Frauen haben andere Lebensrealitäten als Männer. Das weiß ich als Mutter von zwei Kindern nur zu gut. Als Alleinerziehende ist es sehr schwer, die Arbeit im Krankenhaus mit Familie unter einen Hut zu bekommen. Schichtdienst lässt sich nur schwer mit kleinen Kindern vereinbaren. Aber Veränderungen können wir nur selber einfordern. Das nimmt uns niemand ab.  Schritt für Schritt wird die Situation langsam etwas besser. Aber es gibt noch viel zu tun. Wichtig ist, dass auch alleinerziehende Mütter im Pflegeberuf arbeiten können – und in Teilzeit mit ihrem Geld über die Runden kommen. Außerdem müssen Frauen die Möglichkeit bekommen, sich auch in Teilzeit weiterzubilden.“

    Syndia Paul-Beer, Medizinisch-Technische Assistentin

    Hannah Trulsen

    Hannah Trulsen, Sozialpädagogin und Referentin in der Weiterbildung shift/studio für ver.di Hannah Trulsen, Sozialpädagogin und Referentin in der Weiterbildung

    „Mich treibt die naive Vorstellung von einer besseren Zukunft zu ver.di. Klingt pathetisch, ist aber die Wahrheit. Als Frauen bekommen wir nichts geschenkt. Wir müssen alles erkämpfen, zum Beispiel die Abschaffung von Paragraf 218 des Strafgesetzbuchs. Unser Fachbereich spiegelt jene Branchen wieder, die unheimlich viel für die Gesellschaft leisten. Wir ermöglichen überhaupt erst, dass andere Menschen arbeiten können, weil wir ihre Kinder in den Kitas, Schulen und Jugendzentren betreuen, alte und kranke Angehörige pflegen. Das muss sich auch in der Bezahlung ausdrücken.“

    Hannah Trulsen, Sozialpädagogin und Referentin in der Weiterbildung

    Antonia Räuker

    Antonia Räuker, Gesundheits- und Krankenpflegerin shift/studio für ver.di Antonia Räuker, Gesundheits- und Krankenpflegerin

    „Mir ist wichtig, auch queere und LGBTIQ*-Perspektiven in die Frauenpolitik reinzutragen. In meinem Freundeskreis sind viele trans. Mir liegt sehr am Herzen, dass ihre Lebensrealitäten berücksichtigt werden. Seit vier Monaten bin ich mit der Ausbildung fertig. Wenn ich denke, dass ich jetzt 40 Jahre in Vollzeit in der Pflege arbeiten soll, ist das schon heavy. Früher konnte ein Mann mit einer Stelle eine ganze Familie ernähren. Heute braucht es zwei Vollzeitstellen, um halbwegs über die Runden zu kommen. Das ist krass. Da bleibt überhaupt keine Zeit, um irgendetwas anderes zu tun. Ich würde gerne weniger arbeiten, aber in Teilzeit reicht das Geld nicht. Das muss sich dringend ändern.“

    Antonia Räuker, Gesundheits- und Krankenpflegerin

    Heike Strohmeyer

    Heike Strohmeyer, examinierte Krankenschwester shift/studio für ver.di Heike Strohmeyer, examinierte Krankenschwester

    „In der Pflege gibt es den höchsten Frauenanteil aus allen Branchen. Oft heißt es: ‚Ach, Pflege kann ja jeder.‘ Schuld daran sind Stereotype. Frauen wird zugeschrieben, mütterlich zu sein, gerne zu helfen und sich um andere zu kümmern. Da ist ja quasi selbstverständlich, dass wir Kinder betreuen und kranke Menschen pflegen. Auf der Arbeit – und zu Hause. Wir haben doppelt so viel Arbeit wie Männer, aber bekommen viel weniger Geld. Das ist ungerecht. Vor allem systemrelevante Berufe mit hohem Frauenanteil werden am schlechtesten bezahlt. Deshalb bin ich hier! Wir müssen deutlich mehr Haltung nach außen zeigen und nach vorne preschen. Das wird keiner sonst für uns tun.“

    Heike Strohmeyer, examinierte Krankenschwester


    veröffentlicht/aktualisiert am 27. Februar 2023

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