„Fusion C“ – so lautete das Motto der 1. Bundesfachbereichsjugendkonferenz Anfang Februar 2023. Denn was einmal getrennt war, gehört seit 2022 auch in der Jugend zusammen: der Bundesfachbereich Gesundheit, Soziale Dienste, Bildung und Wissenschaft. Dabei gelang es den jungen Fachkolleg*innen wichtige Themen voranzubringen und gleichzeitig etwas Festival-Gefühl aufkommen zu lassen.
Ein zentrales Anliegen ist den Delegierten aus allen ver.di-Landesbezirken eine Verbesserung der Ausbildungsbedingungen, vor allem der Praxisanleitung. Sie fordern, dass mindestens 30 Prozent der Ausbildungszeit in den Berufen des Gesundheitswesens dafür genutzt wird, und zwar geplant und strukturiert. Woran es dabei bisher hapert, können sie auch klar benennen: Die Praxisanleiter*innen übernehmen die Aufgabe bisher „nebenbei“. Das heißt, kommt im Alltag etwas dazwischen, entfällt die Praxisanleitung einfach – unmöglich, so eine gute Ausbildung zu bekommen.
Die Jugend im Bundesfachbereich Gesundheit, Soziale Dienste, Bildung und Wissenschaft will sich außerdem für eine gute Ausbildung der Praxisanleiter*innen einsetzen, eine Freistellung für ihre Weiterbildung und dass der Arbeitgeber diese bezahlt. Schließlich hat der Betrieb die Aufgabe, für gute Ausbildungsbedingungen im Gesundheitswesen zu sorgen.
Doch nicht nur Auszubildende hat die Bundesfachbereichsjugend im Blick, sondern auch Studentische Beschäftigte, die also zum Beispiel an der Uni oder Fachhochschule Seminare und Vorlesungen mit vorbereiten. Für sie soll es nach dem Willen der Delegierten endlich auch einen Tarifvertrag geben, den TV Stud. Es müsse Mindestvertragslaufzeiten geben, unbefristete Arbeitsverträge und die Möglichkeit, mitzubestimmen. Bisher sind Studierende oft davon ausgenommen, weil sie nicht lang genug beschäftigt sind. Im Fachbereich sollen dafür Aktionen geplant werden.
Nicht nachlassen soll ver.di auch beim Kampf gegen rechte Strömungen, wie es sie in der Querdenken-Bewegung gibt und beim Verein „Zentrum Gesundheit & Soziales“, der sich selbst als Gewerkschaft bezeichnet. Die Bundesfachbereichsjugend will, dass dazu Aufklärungsarbeit und Bildungsangebote in den Betrieben gemacht werden. Im Blick hat sie dabei sowohl Kolleg*innen, die noch nicht ver.di-Mitglied sind, als auch solche, „die Gefahr laufen, die Organisation nach rechts zu verlassen“ – wie es in dem dazugehörigen Antrag heißt. Die Delegierten stimmten mit großer Mehrheit dafür, sodass er an die Bundesfachbereichskonferenz und die Bundesjugendkonferenz weitergeleitet wird.
Für die Gewerkschaft – delegiert und engagiert
Dass sich die Mitglieder der ver.di-Jugend nicht nur ein Mal alle vier Jahre, sondern zu jeder Zeit in die Gewerkschaftsarbeit einbringen, machte ein „WUP“ deutlich, eine Art Jubel-Umfrage. „Wer hat in den letzten vier Jahren gestreikt?“ War dabei eine der Fragen. Und fast alle Anwesenden sprangen von ihrem Stuhl auf. „Wer hat andere Menschen von der Gewerkschaft überzeugen können?“ Wieder blieb kaum jemand sitzen. Aber leider galt das auch für die Frage: „Wer hat Probleme mit dem Arbeitgeber oder der Schulleitung gehabt wegen Streiks oder Protesten?“
Einen Überblick über die Arbeit der vergangenen vier Jahre gab der Übergangsvorstand der Jugend im Bundesfachbereich C. Stolz wies er auf ein neues Konzept zum Ausbildungsstart hin. „Ausbildung besser machen“ hilft jungen Interessenvertretungen im Betrieb, aber auch in der Berufsschule über die Möglichkeiten der Mitgliedschaft bei ver.di zu informieren. Eingebracht hat sie sich auch bei einem Entwurf zum Berufszulassungsgesetz für medizinische Technolog*innen – und darauf gedrängt, dass es dafür eine angemessene Ausbildungsvergütung gibt, mit Erfolg. Auch für den Tarifvertrag Entlastung, unter anderem in Nordrhein-Westfalen an den Unikliniken, hat die Bundesfachbereichsjugend gekämpft.
Dank und Unterstützung der Bundesfachbereichsleiterin
Kein Wunder, dass Sylvia Bühler danke sagte für all die Aktionen, an denen sich die Jugend beteiligt. Sie leitet den Bundesfachbereich Gesundheit, Soziale Dienste, Bildung und Wissenschaft, verantwortet außerdem die ver.di- Jugend und ist Mitglied im ver.di-Bundesvorstand. Sie versicherte unter anderem, dass „wir dran bleiben“ bei der Auszahlung der 200,-Euro-Energiepauschale für Studierende. Außerdem betonte sie, dass sie die Ergebnisse der Studie „Jung, akademisch, prekär?“ erschüttert haben. „Hier wird täglich gegen das Gesetz verstoßen“, zum Beispiel, wenn jemand krank sei und die Arbeit nachholen müsse. Und sie war neugierig: „Warum engagiert ihr euch in der Bundesfachbereichsjugend?“
Tamas, 22 Jahre alt und in der Ausbildung zum Pflegefachmann, hatte darauf eine einfache Antwort. Bei ihm sei die Praxisanleitung ausgefallen, weil ein Kollege selbst krank geworden sei, dann ging die Patient*innenversorgung vor. Daraufhin sei jemand von ver.di auf ihn zukommen, ob er nicht mitmachen wolle. Und Tamas beteiligte sich gleich am Streiktag. Seitdem ist er in der ver.di aktiv. „Es kann nicht sein, dass alle sagen, die Pflege sei so wichtig und dann wird an der Praxisanleitung gespart.“
Die 24-jährige Vika, Gesundheits- und Krankenpflegerin, lobte das faire Miteinander bei der Bundesfachbereichsjugendkonferenz. „Alle sind super tolerant, jede*r achtet auf jede*n und die Diskussion war toll. Es gibt viele verschiedene Meinungen, aber alle sind respektvoll.“
Schließlich sagte Hanna, 20 Jahre alt und Kauffrau im Gesundheitswesen, am Ende begeistert: „Ich liebe die Organisation, ich liebe die WUPs und die Party war auch gut.“
Fazit der „Fusion C“: ein Festival der Bundesfachbereichsjugend mit Zukunft, bei dem um gute Argumente gerungen wurde und das dennoch Raum zum Feiern bot. Übrigens: Für das nächste Jahr plant die Jugend im Bundesfachbereich wieder eine Konferenz für die Jugend- und Auszubildendenvertretungen, kurz JAV, im Gesundheits- und Sozialwesen. Wer noch nicht dabei ist, aber gern dabei sein möchte und überlegt, eine Jugendausbildungsvertretung zu gründen, kann sich gern vor Ort bei der/dem zuständigen Gewerkschaftssekretär*in melden. Und so vielleicht nächstes Jahr bei einer anderen Konferenz der ver.di-Jugend im Bundesfachbereich Gesundheit, Soziale Dienste, Bildung und Wissenschaft dabei sein. Willst du gern Themen der Jugend mitbewegen? Dann melde dich ebenso gern bei ver.di vor Ort. ver.di – die Mitmachgewerkschaft.
Interesse am Material zum Ausbildungsstart? Dann als ver.di-Mitglied einfach hier anmelden und Ausbildung-besser-machen bestellen! ver.di Mitgliedernetz - Ausbildungsstart 2022 (verdi.de)
veröffentlicht/aktualisiert am 14. Februar 2023
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